Für unsere Forschungsarbeiten zu Aquaponik hat die RSA FG mit Unterstützung von Andersfarm eine minimale, funktionale Anlage für den Innenbetrieb gebaut. Unser System kann als Anhaltspunkt für eine eigene kleine Anlage dienen. In diesem Beitrag wollen wir den Aufbau und die wichtigsten Komponenten der Anlage beschreiben und Tipps an Aquaponikanfänger weitergeben, wie eine kleine Anlage im Do-It-Yourself-Stil entstehen kann.
Das Gerüst
Das Gerüst wurde von einem professionellen Anlagenbauer designt und gebaut, mit der Absicht, ein möglichst modulares und kompaktes Gehäuse für die gesamte Anlage zu kreieren. Es besteht aus vier identen Einzelmodulen, die jeweils aus zwei Metallrahmen und einer Holzverkleidung mit Türen an jeder Seite gezimmert sind. Mit ein wenig handwerklichem Geschick kann dieses oder ein ähnliches Gerüst relativ leicht nachgebaut werden. Ein spezielles Gerüst ist aber für eine Aquaponikanlage nicht zwingend erforderlich – ein stabiler Tisch oder ein Regal, worauf die Pflanzenkisten erhöht platziert werden können, reicht auch aus. Beachten Sie aber auf jeden Fall die Gewichtsverteilung im Raum, sodass nicht zu große Wassermengen auf zu kleiner Fläche stehen!
Die Wasserbehälter
Als Wasserbehälter können Euroboxen aus lebensmittelechtem Material dienen. Für den Anfang ist ein ungefähres Verhältnis an Wassermengen von 1:1 zwischen den Fischtanks und den Medienbeeten empfehlenswert. In unserem Fall haben wir eine große Eurobox mit den Maßen 80x60x52 (Fassungsvermögen: 228l) als Fischtank und zwei kleinere Euroboxen mit den Maßen 80x60x22 (Fassungsvermögen 87l) als Medienbeete verwendet.
Diese Boxen sind relativ stabil und sollten auch große Wassermengen aushalten, zur Sicherheit können diese aber auch relativ einfach mit ein paar Brettern und Spanngurten stabilisiert werden.
Je nach gewünschter Größe Ihrer Anlage eignen sich auch Glas-Aquarien oder z.B. IBC-Tanks.
Die Filterbehälter
Eine Aquaponikanlage hat optimalerweise sowohl einen Feststofffilter, als auch einen Biofilter. Unser Beitrag "Was ist Aquaponik?" bietet mehr Informationen dazu. Wir haben für diesen Zweck zwei lebensmittelechte Weithalsfässer mit jeweils 30l Fassungsvermögen benutzt. Eines fungiert dabei als Swirl-Filter (Feststofffilter), der andere als Moving-Bed-Biofilter. In den Biofilter kommen neben dem Filtermaterial auch die Wasserpumpe, sowie die Ausströmer der Luftpumpe (siehe unten).
Verrohrung
Zur Verrohrung der einzelnen Komponenten eignen sich besonders gut Rohre und Fittings aus PVC-U (lebensmittelecht), welche mit ebenso lebensmittelechtem PVC-U-Kleber zusammengeklebt werden können. Auf pvc-welt.de oder pvcfittings.at finden Sie jeweils eine breite Auswahl an Material. Nehmen Sie möglichst dicke Rohre, um einen hohen Durchfluss zu erlauben (mindestens 20mm). Mit einem Lochsägeaufsatz für den Bohrer lassen sich Löcher in den richtigen Größen für Rohrzugänge bauen. Die folgenden schematischen Zeichnungen zeigen, wie unsere Anlage verrohrt wurde.
Medienbeete
Leiten Sie das Wasser an jeweils einer Seite den Beeten zu, mit Kugelhähnen können die Wassermengen angeglichen werden. Für den Abfluss bohren Sie an der anderen Seite Löcher in die Seiten oder den Boden der Boxen und stecken Sie daran jeweils ein löchriges Rohr, damit das Medium und etwaige Pflanzenreste nicht in die Leitungen gelangen.
Fischtank
Ein mit Schwerkraft funktionierender Abfluss zu den Filtern ist einfach einzubauen und hat den Vorteil, das verschmutzte Wasser von unten im Tank einzusaugen. Dazu reicht ein T-Stück mit einem langen Rohr ins Wasser, welches fast bis zum Boden des Fischtanks reicht. Achten Sie darauf, dass keine Fische durch das Rohr passen, indem Sie beispielsweise ein Netz am Rohrende anbringen.
Bauen Sie im Fischtank am besten auch einen Überlauf ein, welcher im Notfall übergehendes Wasser in einen größeren Behälter oder einen Abfluss leitet.
Feststofffilter
In seiner simpelsten Ausführung braucht der Swirl-Filter nur einen zur Seite gerichteten Einlass (um eine Kreisbewegung im Wasser zu erzeugen) und einen Auslass möglichst nah an der Wasseroberfläche, wo sich das sauberste Wasser befindet. Achten Sie hierbei darauf, den Einlass möglichst tief und den Auslass möglichst hoch anzubringen. Achten Sie auch auf einen ausreichenden Höhenunterschied zwischen dem Wasser im Fischtank und im Feststofffilter: Dieser sollte mindestens eine Handbreite ausmachen.
Biofilter
Der Einlass zum Biofilter ist ein horizontales Rohr mit Löchern. Eine Wasserpumpe pumpt das Wasser dann zu den Beeten. Es empfiehlt sich, die Wasserpumpe, auch bei einer leistungsverstellbaren Ausführung, auf maximale Stärke aufzudrehen und durch eine Vergabelung mit Kugelhahn, welche zurück in den Biofilter leitet, die Durchflussstärke in die Beete zu regulieren. Die Stärke sollte so eingestellt werden, dass die Wassermenge im Tank immer gleich bleibt, aber gleichzeitig ein adäquater Durchfluss erreicht wird.
Tipps bei der Verrohrung
- Testen Sie die Dichtheit der Komponenten einzeln vor der kompletten Verleimung.
- Verwenden Sie vor allem bei den Filterbehältern Dichtungsband für die Tankdurchführungen, um alles gut abzudichten, da die Oberflächen abgerundet sind .
- Verwenden Sie genügend Kugelhähne zwischen den Komponenten. Diese können nicht nur den Wasserdurchfluss temporär unterbrechen, sondern auch leicht aufgeschraubt werden, sodass sich die Komponenten voneinander trennen lassen, z.B. für die Säuberung.
Ausstattung
Wasserpumpe
Bei der Auswahl der Wasserpumpe sind vor allem die stündliche Durchflussmenge und die mögliche Förderhöhe relevant. Die stündliche Durchflussmenge sollte mindestens 1x die komplette Wassermenge im System betragen. Gut geeignet sind zum Beispiel eine 15W oder 40W-Pumpe wie diese. Achten Sie auch darauf, dass der gewählte Schlauch auf den Auslass passt, oder verwenden Sie gegebenenfalls ein passendes Reduzierstück aus PVC.
Luftpumpe
Verwenden Sie eine passende Luftpumpe, z.B. diese 20W-Luftpumpe mit 2 Ausströmern, welche 30l Luft pro Stunde in das Wasser einströmen lässt. Bringen Sie Rückschlagventile zwischen der Pumpe und den Ausströmern, um zu verhindern, dass Wasser zurück in die Pumpe fließt. Die Luftpumpe kann recht laut werden, deswegen verwenden Sie eine möglichst leise Ausführung und/oder platzieren Sie sie schallgeschützt.
Tongranulat
Füllen Sie die Medienbeete zur Hälfte mit möglichst kleinkörnigem Tongranulat wie diesem. Dieses sollten zuvor allerdings einmal durchgespült werden.
Filtermaterial
Der Biofilter wird zur Hälfte mit speziellem Filtermaterial wie diesem gefüllt, worauf die essenziellen nitrifizierenden Bakterien leben und sich vermehren können. Diese Plastikteilchen sind so designt, dass sie eine möglichst große Oberfläche dafür besitzen. Die Menge an Filtermaterial muss an die Menge der Pflanzen/Fischen in der Anlage angepasst werden.
Futterautomat
Der Fütterungsprozess ist abhängig von der gewählten Spezies und Anzahl der Fische. Gegebenenfalls kann ein Futterautomat eingesetzt werden, um eine konsistente tägliche Fütterung zu garantieren.
Beleuchtung
Um optimale Lichtverhältnisse für die Aquaponikanlage zu garantieren, empfiehlt sich eine künstliche Beleuchtung über den Pflanzen. Verwenden Sie am besten spezielle Pflanzenlampen oder -LED-Streifen, welche das optimale Farbspektrum liefern, beachten Sie jedoch, dass unterschiedliche Pflanzen verschiedene Lichtbedürfnisse haben. Sie können eine Zeitschaltuhr verwenden, um die Lichter ein- und auszuschalten.
Belüftung
Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann zu Problemen wie Schimmelbildung an den Pflanzen führen. Sorgen Sie deshalb, wenn nötig, für ausreichende Belüftung. In unserem Fall, haben wir PC-Ventilatoren angebracht, es gibt aber auch andere Möglichkeiten.
Weitere hilfreiche Tipps
- Fischtankdekoration: Sie sind vielleicht verleitet, den Fischtank mit Aquariumdekoration auszustatten, um ihn optisch ansprechender zu gestalten und den Fischen eine stimulierendere Umgebung zu bieten. Dies ist eher nicht zu empfehlen, weil sich daran Feststoffe verfangen, die das Wasser verschmutzen. Falls Sie dennoch Dekoration anbringen möchten, sollten Sie sich auf einen höheren Reinigungsaufwand einstellen.
- Wasserverlust: Die Anlage verliert ständig Wasser durch Verdunstung, Transpiration der Pflanzen, Spritzen der Fische, Filterreinigung, ... Daher empfiehlt es sich, die Anlage in der Nähe eines Wasseranschlusses aufzubauen. Wirken Sie der Verdunstung entgegen, indem Sie Wasserflächen so gut es geht abdecken. Sie können auch einen Entfeuchter im Raum aufstellen, um die Luftfeuchtigkeit zu regulieren und das verdunstete Wasser teilweise aufzufangen und der Anlage wieder zuzuführen.
- Wassertests: Regelmäßige Wassertests sind essenziell, um den Fischen und Pflanzen optimale Wachstumsbedingungen zu ermöglichen! Benutzen Sie regelmäßig Aquarium-Wassertests (z.B. für Sauerstoffgehalt, Nitrat & Nitrit, Härte) oder verwenden Sie moderne Sensortechnik.